Direkter Freiwurf und die letzten 30 Sekunden

Im Zusammenhang mit der Regel 8:10c und 8:10d (die letzten 30 Sekunden) gibt es derzeit viele Fragen.

Eine interessante Frage steht im Zusammenhang mit der Ausführung eines direkten Freiwurfs in einer 2. Halbzeit.

 

Beispiel:

Die zweite Halbzeit ist bereits beendet. Kurz vor dem Schlusssignal haben die Schiedsrichter auf Freiwurf für Team A entschieden.

Spieler A5 möchte Regelkonform von der 9- Meter-Linie den direkten Freiwurf ausführen. Alle Verteidiger befinden sich an der eigenen 6-Meter-Linie. Nachdem der Schiedsrichter den direkten Freiwurf angepfiffen hat und bevor der Ball die Hand des Werfers verlassen hat, unterschreitet der Spieler B7 den 3-Meter-Abstand in dem er sich 1,5 Meter vor dem Werfer aufstellt. Der Werfer führt den Wurf deshalb nicht aus.

 

Erläuterung:

Die Frage lautet: Haben die Schiedsrichter hier die Möglichkeit die Regel 8:10c anzuwenden und somit eine Rote Karte gegen den Spieler B7 auszusprechen und auf 7-Meter-Wurf für A zu entscheiden?

Die Klärung dieses Sachverhaltes lautet wie folgt:

 

Die Regel 8:10c verlangt neben der Verzögerung der Wurfausführung (in unserem Bsp. ist diese Verzögerung vorhanden) auch eine Handlungsabsicht, dass der gegnerischen Mannschaft die Chance genommen wird in eine klare Torgelegenheit oder eine Torwurfmöglichkeit zu kommen. Obwohl dieses zweite Kriterium sehr großzügig ausgelegt werden darf, kann in unserem Beispiel nicht davon ausgegangen werden, dass der gegnerischen Mannschaft die Chance genommen wurde in eine Torwurfmöglichkeit zu kommen.

  1. Da die Spielzeit beendet ist, hätte die angreifende Mannschaft A nicht mehr in eine bessere Wurfsituation kommen können.
  2. Da die Spielzeit beendet ist, wird der angreifenden Mannschaft auch keine Spielzeit "gestohlen".
  3. Durch diese Aktion kann die abwehrende Mannschaft keine bessere Position erlangen. Nach dem Vergehen, wird sich die abwehrende Mannschaft wieder auf der 6-Meter-Linie positionieren müssen.

Somit ist für Abstandsvergehen beim direkten Freiwurf die Regel 8:10c nicht anzuwenden. Der Spieler B7 ist "lediglich" mit einer 2-Minuten-Strafe zu bestrafen und der direkte Freiwurf ist zu wiederholen.

 

Zusammenfassung:

Die Regel 8:10c und 8:10d ist während einer Spielzeitunterbrechung (Time-Out) und nach dem erfolgten Schlusssignal nicht mehr anzuwenden!